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Die Jüdische Gemeinde von Hameln |
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Hameln ist vor allem bekannt als Rattenfängerstadt und Heimat der Glückel von Hameln, die eine Chronik des jüdischen Alltagslebens ihrer Zeit (Mitte des 17. Jahrhunderts bis Anfang 18. Jahrhundert) verfasste. Bis zur Kristallnacht/Pogrommnacht, 9. November 1938, in der die Synagoge zerstört und die jüdische Bevölkerung dezimiert wurde, gab es hier mehr als 400 Jahre lang eine kleine, aber lebendige jüdische Gemeinschaft.
Die jüdische Reformgemeinde Hameln, 1997 von Rachel Dohme, Polina Pelts und einer kleinen Gruppe russischer Einwanderer gegründet, ist die erste nach der Shoah in Hameln entstandene jüdische Gemeinde. Inzwischen ist sie auf über 200 Gemeindemitglieder angewachsen, von denen die meisten russische Neueinwanderer sind. Die jüdische Gemeinde Hameln (JHG) gehört der Jüdischer Liberal-Egalitärer Verband (JLEV), der Weltunion des progressiven Judentums an, und der Zentralrat der Juden in Deutschland an.
Die JGH ist eine dynamische Gemeinschaft, die in der kurzen Zeit ihres Bestehens bereits sehr viel für die Wiederbelebung jüdischen Lebens in Hameln geleistet hat. So hat sie u.a. erreicht, dass der während des Zweiten Weltkrieges entweihte alte jüdische Friedhof seit 1999 wieder als Ruhestätte genutzt werden kann. Ein neuer und größerer, von der Stadt Hameln verwalteter Gemeindefriedhof war im November 2001 wird noch in diesem Frühjahr seiner Bestimmung übergeben. Die JGH unterhält auch eine Chevra Kaddishah (Beerdigungsgesellschaft).
Vor kurzem hat die Gemeinde die erste komplett neu errichtete Reformsynagoge nach dem Krieg in Deutschland fertiggestellt. Die neue Synagoge steht exakt an der Stelle, an der, bis zu ihrer Zerstörung durch die Nationalsozialisten am 9. November 1938, die alte Synagoge der Stadt stand. Die neue Synagoge wurde am 20. Februar 2011 eingeweiht.
Es freut uns sehr, dass Gemeinderabbinerin Dr. Ulrike Offenberg die religiöse Betreuung zwei Wochenenden monatlich leitet.
Diese Website ist ein wichtiges Medium unserer Öffentlichkeitsarbeit, um über die besondere Situation der deutschen Juden und der russisch-jüdischen Einwanderer zu informieren. Die Gemeinde hat damit begonnen, für ihre eigenen Bedürfnisse Geld zu sammeln durch Projekte wie einen neuen Lebensbaum. Wir sehen der Zukunft mit Zuversicht entgegen. Spenden zum Gunsten der Synagoge können Online gemacht werden. Mögen alle Spender für ihre Großzügigkeit gesegnet sein.
Trauer um einen guten Freund
Am Freitag, 21. April, wurde ein langjähriger, treuer Freund unserer Gemeinde beigesetzt. Wolfhard F. Truchseß hat unseren Weg seit den Anfängen in den neunziger Jahren begleitet: Als Mitglied des Freundeskreises, des Stiftungskuratoriums, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und in seiner Tätigkeit als Journalist für die Dewezet. Noch vor zwei Monaten besuchte er die Synagoge und nahm Anteil an den Planungen für künftige Projekte des Gemeindelebens. Mit seiner Frau und seinen Kindern trauern wir um Wolla, diesen klugen und warmherzigen Menschen, der uns ein zuverlässiger und stets ansprechbarer Freund war. Möge die Erinnerung an ihn zum Segen sein.
Nachruf auf Wolfhard F. Truchseß
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Pressemitteilung: Jüdischer Liberal-Egalitärer Verband (JLEV) gegründet |
Am 20. April 2023 (29. Nissan 5783) wurde der Jüdische Liberal-Egalitäre Verband (kurz: JLEV)
gegründet. Der Verband besteht aus liberalen und egalitären jüdischen Gemeinden und
Gruppierungen in Deutschland und ist angesiedelt unter dem Dach des Zentralrates der Juden in
Deutschland K.d.ö.R. als eigenständige Organisation.
Ausgangspunkt waren die öffentlich gewordenen Vorwürfe gegen Rabbiner Walter Homolka. In der
Auseinandersetzung über die Aufarbeitung dieser Vorwürfe und ihrer strukturellen Hintergründe
zeigte die Dachorganisation Union progressiver Juden in Deutschland K.d.ö.R. (UpJ) einen
befremdlichen Umgang: Sie bagatellisierte, relativierte und agierte entsprechend einseitig ohne
Berücksichtigung und Beachtung der kritischen Stimmen von Mitgliedsgemeinden. Dies machte
die Gründung eines eigenen Dachverbandes erforderlich.
Die Gründungsmitglieder von JLEV erachten eine grundlegende Strukturveränderung zur
Schaffung einer vertrauenswürdigen Vertretung des liberalen und egalitären Judentums in
Deutschland für dringend geboten. Die Arbeit von JLEV basiert auf eigens entwickelten ethischen
Leitlinien, um Energien und Ressourcen zu bündeln sowie Orte des Vertrauens, der Solidarität und
des Miteinanders zu schaffen. Ziel ist es, ein lebendiges, konstruktives Netzwerk aufzubauen, in
dem sich die Mitglieder unterstützen, miteinander lernen und sich weiterentwickeln.
JLEV stützt seine Arbeit auf die Grundwerte des liberalen und egalitären Judentums. Es sieht sich
in der Pflicht, die Traditionen zu bewahren und in der Auseinandersetzung mit den überlieferten
Lehren Antworten auf soziale, kulturelle und ethische Herausforderungen der Moderne zu finden.
Das Konzept JLEV Lehrhaus bietet hierfür diverse Angebote wie regelmäßige Lerneinheiten,
Seminare und Netzwerktreffen, um Diskurse anzustoßen und zu fördern.
Gründungsmitglieder von JLEV sind neun liberale und egalitäre Gemeinden und Gruppierungen:
- Egalitäre Jüdische Chawurah Gescher Freiburg e.V.
- Egalitärer Minjan in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main
- Jüdische Gemeinde Göttingen e.V.
- Jüdische Gemeinde Hameln e.V.
- Jüdische Liberale Gemeinde Region Kassel e.V. Emet weSchalom
- Liberale Jüdische Gemeinde Bad Pyrmont e.V.
- Liberale Jüdische Gemeinde Hannover K.d.ö.R.
- Liberale Jüdische Gemeinde Wolfsburg - Region Braunschweig e.V.
- Unabhängige Synagogengemeinde Berlin - Bet Haskala e.V.
An dieser Stelle ist ausdrücklich dem Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.ö.R. zu danken,
der dem Wunsch, eine eigenständige Organisationsstruktur für das liberale und egalitäre
Judentum unter dem Dach des Zentralrates zu ermöglichen, positiv aufgenommen und mit Rat
und Tat unterstützt hat. Grundsätzlich können liberale und egalitäre jüdische Gemeinden und
Gruppierungen einen Mitgliedsantrag stellen, um Teil von JLEV zu werden.
Als Gründungsvorstand von JLEV wurde eine Doppelspitze gewählt, um die Verantwortung
breiter aufzustellen und einer Machtkonzentration entgegenzuwirken:
Vorsitzende: Sarah-Elisa Krasnov und Dr. Rebecca Seidler
Stellvertretung: Dr. Achim Doerfer und Tatjana Mass
Beisitz: Dr. Ruth Geiss-Friedlander, Cornelia Haberlandt-Krüger und Rabbinerin Prof. Dr. Elisa Klapheck
Mehr Informationen auf: www.jlev.de. Für Presseanfragen wenden Sie sich bitte an Frau Dr. Rebecca Seidler: Tel. 0151 40452384 oder per E-Mail (vorerst) an: RS@kommunikat-seidler.de. Hierüber erhalten Sie gern auch weitere Kontaktdaten von Mitgliedern des JLEV-Vorstands.
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