HamelnWie die Hamelner Thora an ihrer eigenen Synagoge bautHameln (tw). Freude bei der 200-köpfigen Jüdischen Gemeinde Hameln: Zum morgigen Chanukka-Fest, mit der Juden in aller Welt der Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem (165 v. Chr.) gedenken, sind die Pläne für den Neubau der Synagoge an der Bürenstraße weiter vorangekommen.
Ein Arbeitskreis unter Oberstudiendirektor i. R. Werner Stapp, Pastoralreferent Hans-Georg Spangenberger und Hamelns Ex-Oberbürgermeisterin Christa Bruns bereitet derzeit Zeit- und Finanzplan und die Gründung einer Stiftung vor, sagt Gemeinde-Vorsitzende Rachel Dohme. Die Satzung der Hamelner liberale Synagoge Stiftung steht bereits. Demnach soll das Gotteshaus ausschließlich von Organisationen und Mitgliedern der Union progressiver Juden in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie der Weltunion progressiver Juden institutionell genutzt werden für traditionelle jüdische Feste, Symposien und Ausstellungen. Darüber hinaus soll die Synagoge aber auch Hamelner Bürgern gleich welchen Glaubens zur Andacht offenstehen. Indes: Bis der erste Neubau einer progressiven Synagoge im Nachkriegs-Deutschland steht, ist es ein weiter Weg. Der Wiederaufbau wird wenigstens eine Million Euro kosten, sagt Rachel Dohme. Ein Großteil des Geldes soll über eine Aktion Motto: Die Thora baut die Synagoge hereinkommen. Neil Yerman, Ehemann von Rabinerin Jo David, lässt auf seiner Reise durch Gemeinden in Amerika deren Mitglieder die Hamelner Thora mitschreiben, so Rachel Dohme. Besagte Mitglieder können bei der Zeremonie des Sofer (Thora-Schreiber) einen Buchstaben, ein Wort oder einen Satz einem persönlichen Anlass in ihrem Leben widmen. Gegen Geld, das dem Neubau der Hamelner Synagoge zu Gute kommt. Rachel Dohme: Ein ähnliches Projekt hat in der Vergangenheit eine Million Dollar eingebracht. Dennoch freut sich die Gemeinde-Vorsitzende auch über Einzelspenden: Etwa über die 1000 Euro, die die Hamelnerin Dr. Maria Grote-Schmidt, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, überreicht hat. Jüdisches Leben bereichert die deutsche Kultur und die religiöse Landschaft, sagt die Ärztin. An der Bürenstraße biete sich der Gemeinde eine einmalige Gelegenheit zumal das Areal, dass diese 1991 von der Stadt gekauft hat, als eines der wenigen Synagogen-Grundstücke in Deutschland nicht bebaut ist. Worauf sich die Gemeinde schon jetzt freut: Zur Einweihung will die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit ein Gebetbuch des damaligen Gemeindemitglieds Mosche Keyser überreichen ein kostbares Erinnerungsstück, das im Gotteshaus einen Ehrenplatz erhalten soll. Zur Erinnerung: Die 1879 errichtete Synagoge an der Bürenstraße war in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 von den Nazis niedergebrannt worden. Zehn jüdische Männer wurden in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. © Dewezet, 28.11.2002 |