Neue Synagoge: Gemeinde lädt Architekten zum Wettbewerb einThomas Wuensche
HAMELN (tw). Hamelner Architekten haben die Chance, deutschlandweit auf sich aufmerksam zu machen: Die Jüdische Gemeinde hat sich entschlossen, zwecks Neubaus einer Synagoge an der Bürenstraße einen bundesweiten Architekten-Wettbewerb zu veranstalten. Auch heimische Büros sind aufgerufen, sich daran zu beteiligen. Das Hamelner Objekt wird die erste Synagoge progressiver Juden im Nachkriegs-Deutschland werden. Der Wettbewerb, den Drees & Huesmann (Bielefeld) betreuen, soll mit 20 Teilnehmern möglichst noch im Spätsommer beginnen, sagt Gemeinde-Vorsitzende Rachel Dohme. Das renommierte Büro hatte unter anderem den Wettbewerb Bahnhof Hameln und Feuerwache Hameln gemanagt. Die Gesamtkosten werden voraussichtlich 1,2 bis 1,5 Mio. Euro betragen, davon entfallen 60000 bis 70000 Euro auf den Wettbewerb, ergänzt Hans-Georg Spangenberger. Der Sprecher des sechsköpfigen Aktionskreises Eine Synagoge für Hameln: Baubeginn an der Bürenstraße soll noch 2004 sein. Von dem bundesweiten Wettbewerb erhofft sich die 224 Mitglieder starke Gemeinde, die kürzlich ein Provisorium an der Bahnhofstraße 22 bezogen hat, dreierlei: die beste Architektur fürs Stadtbild, überregionale Schlagzeilen und als Folge davon überregionale Sponsoren. Denn finanziert werden soll der Neubau, obwohl Eigen- und Stiftungsmittel zur Verfügung stehen, zum Großteil über Spenden. Wir können selbst Klein- und Kleinstbeträge gebrauchen, sagt Rachel Dohme. Hoffend, dass die Hamelner die Bedeutung des Projekts erkennen. Denn der Neubau soll nicht bloß eine Synagoge, sondern ein Kulturzentrum werden, das allen Bürgern offen steht und in dem die Betstube zwar einen, aber nicht den einzigen Raum einnimmt. Vorgeschichte: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es etwa 2800 Synagogen und Betstuben in Deutschland, weiß Christa Bruns. Die Vorsitzende der Christlich-Jüdischen Gesellschaft: Viele jüdische Gemeinden wollten ihren Mitbürgern demonstrieren, dass die sich genau wie die Christen vor allem als Deutsche sahen. Das sollte seinen Niederschlag auch in der Architektur finden. Soll heißen: Jüdische Architektur sollte nicht länger wie ein Stein gewordenes Märchen aus tausendundeiner Nacht aussehen. Der jüdische Architekt Edwin Oppler löste den Konflikt, baute monumentale Synagogen in Hameln, Hannover, München und Breslau und zwar im Stil der Rhein-Romantik des 12. Jahrhunderts, dem deutschen Stil. Opplers Bauwerk an der Bürenstraße wurde in der Pogromnacht am 9. November 1938 von Nationalsozialisten in Brand gesteckt. Die Jüdische Gemeinde Hameln, 1997 von Rachel Dohme und 17 Frauen und Männern aus den GUS-Staaten gegründet, erwarb das Synagogen-Grundstück 2001 von der Stadt. Übrigens: Beim Kulturtag am Samstag, 28. Juni, wird die Jüdische Gemeinde von 10 bis 18 Uhr mit einem Stand vor dem Hochzeitshaus vertreten sein und das Kulturmosaik der Stadt vervollständigen, und es werden Vize-Superintendent Andreas Kühne-Glaser, Pastor Martin Hoffmann und Pfarrer Otto Pischel um Spenden bitten und über das Projekt Synagoge informieren. Spendenkonto: Dresdner Bank Hameln, Konto-Nr. 4434032202, BLZ 25480021. |